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Unsere nächste Veranstaltung:

Freitag, 03.05.2024, 19.30 Uhr, MachWerk (Untergasse 6)

 

ZUCKER:ERBEN

 

Eva Busch (Bochum)

 

Das Projekt ZUCKER:ERBEN widmete sich einem Stück nordhessischer Geschichte und der Frage, wie es zukünftig erinnert werden soll. Im Sommer 2023 wurden acht künstlerische Arbeiten regionaler und internationaler Künstler*innen in einer Ausstellung in Homberg präsentiert. Ausgangspunkt war die sogenannte „Englische Erbschaft“. Diese erreichte um 1830 einige Dörfer rund um Homberg und ermöglichte den Bau, Erwerb oder Ausbau von etwa 20 Fachwerkhöfen. Der Bauernsohn Johann Georg Wicke war um 1790 aus Unshausen nach London aufgebrochen, wo er als Zuckersieder ein großes Vermögen erwirtschaftete. Dieses vererbte er zu großen Teilen seinen Verwandten in Nordhessen, die in Dörfern zwischen Homberg, Borken und Fritzlar lebten und von der Erbschaft Ländereien kaufen und Häuser bauen sollten.

 

Welchen Einfluss hatte die Erbschaft damals auf die dörflichen Strukturen und wie wirkt sie fort? Was passiert, wenn plötzlich Geld vorhanden ist, und fragte eigentlich jemand, woher es kam? Zucker aus Zuckerrohr war damals eines der kolonialen Produkte und Handelsgüter, mit denen sich besonders viel Geld verdienen ließ. Das war unter anderem aufgrund der Ausbeutung versklavter Menschen, z.B. in der Karibik, möglich. Wie lässt sich diese Leerstelle in die bisherigen Erzählungen integrieren? Sollten wir die Geschichte statt als „englische Erbschaft“ nicht auch als „nordhessische“ und „karibische Erbschaft“ erinnern? In jedem Fall zeigt das historische Geschehen, dass die nordhessische Region kein abgeschlossener Raum war, sondern auch durch internationale Verflechtungen geprägt wurde. Wie wollen wir mit diesem Erbe umgehen?

 

In ihrem Vortrag gibt die Kuratorin Eva Busch einen Einblick in den historischen Kontext, in die Ausstellung und in bisher unbeantwortete Fragen.